Von kleinen Schlossgespenstern und alten Dachböden

Die Adventszeit ist lange vorbei, doch ein Geschenk aus dem Adventskalender des Elternbeirats der Romröder Grundschule wartete noch auf die Kinder der Klassen 3 und 4b. Sie hatten beim Adventsrätsel für ihre Klassen eine Schlossführung mit Lesung gewonnen.

Am 10. Juli war es dann endlich so weit: Die Kinder verließen das gewohnte Klassenzimmer, um einmal an einem ganz anderen Ort zu lernen.

Johanna Mildner las den Kindern aus Otfried Preußlers „Das kleine Gespenst“ im Renaissance-Zimmer des Romröder Schlosses vor. Die Schauspielerin und Inhaberin der Buchhandlung „Lesenswert“ in Alsfeld hatte ihr eigenes Exemplar des Buches mitgebracht, das sie bereits als Kind geschenkt bekam und noch immer aufbewahrt. „Schaut mal, ich habe die Bilder im Buch damals selbst angemalt, weil sie nur schwarzweiß waren. Das hat mir nicht so gut gefallen. Aber nach der Hälfte des Buches habe ich aufgehört, weil ich das Lesen viel spannender fand!“, schmunzelte die Vorleserin. Sie verriet übrigens, dass auch ihr kleinerer Bruder versucht habe, im Buch zu malen, was ihr aber gar nicht gefallen habe: „Ihr wisst ja, wie das mit kleinen Geschwistern ist!“ Da konnten ihr viele Zuhörer nur zustimmen. Ambiente und der Wechsel von Vorlesen, Erzählen, Zeigen und direkter Ansprache fesselte die Kinder von Anfang an und die Zeit verging wie im Flug.

Andreas Otterbein begrüßte die Kinder im Kellergewölbe des Schlosses und verriet so einiges über dessen Geschichte und den Wandel von der Talburg zum Schloss sowie den früheren Besitzern. Auf dem anschließenden Rundgang durch das heutige Schlosshotel erkundeten sie gemeinsam mit dem „Schlossherrn“ das Gebäude. Auf dem alten Wehrgang in luftiger erkläre dieser, wofür die Gebäude früher genutzt wurden, aber auch, dass die ursprüngliche Burg ganz anders aussah. Davon zeugt noch heute der Schlosshof. Über den alten Wehrgang mit seinen Schießscharten ging es weiter ins ehemalige Schlaf- (heute: „Jagdzimmer“) und Wohnzimmer (heute: „Renaissancezimmer“) der früheren Schlossbesitzer. Hier erfuhren die Kinder, dass die Kassettendecke ein Geschenk der englischen Königin Viktoria an den hessischen Großherzog war oder, dass der Kamin eine wahre Seltenheit darstellt, da er eine Kombination aus Kamin und Kachelofen ist und seine Kacheln aus echtem Meißner Porzellan sind. Auch die Zerstörung und der Verfall des Schlosses vor seiner Renovierung durch die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ waren Thema: „Wo wir jetzt gerade laufen, gab es gar keine Decke mehr. Hier war alles eingestürzt!“ Besonders begeistert waren die Kinder jedoch, dass sie sogar den Dachboden sehen durften. Wohnte hier doch in der gehörten Geschichte das kleine Gespenst! Dieses ließ sich bei Tageslicht jedoch leider nicht sehen. Vielleicht beim nächsten Mal?

 

Text: Brigitte Schepp

Bild: Lena Weiss