Inszenierung von "Wutzi im Pyjama" in der Mittelpunktschule Antrifttal in Romrod

Eine Zeichnung aus dem Buch „Wutzi im Pyjama“, gemalt von Kirchenmaler Heini Heinbach, Lautertal-Engelrod, verstorben 2006. Fotografiert wurde die Zeichnung von Anne Greb aus Lautertal-Engelrod.

ROMROD (mpe). Im Vordergrund standen nicht blanke Theorie und Wissensvermittlung, an oberste Stelle wurde das fühlbare Erleben von Natur und diesbezüglichen Zusammenhängen gesetzt, hautnah und zum Anfassen. An diesem „Tag des Buches“ (dessen eigentlicher Termin in den vergangenen Osterferien lag), erfuhren Schüler/innen, hin und wieder auch ihre Lehrerinnen so einiges ihnen Unbekanntes über Wildtiere und über die Natur im allgemeinen. In einer Atmosphäre, die frei war von der oftmaligen Hektik eines Schulalltags, ohne den Druck eines bis ins Letzte austarierten Zeitfensters, ohne jegliche störenden Begrüßungs- oder Dankesreden, ohne den Anspruch an perfektionierte Darbietungen, konnte sich eine Aura entfalten, die eher an eine ausdrucksstarke Inszenierung erinnerte, als an eine einfache Lesung.„Wutzi im Pyjama“ lautet der Titel des kleinen Buches, für dessen Vorstellung sich das Kollegium der Romröder Grundschule entschieden hatte. Im übrigen eine Schule, die vor kurzem das Zertifikat „Umweltschule“ erhielt. Ausgesucht war „Wutz im Pyjama“ nicht zuletzt deswegen, weil es sich dabei um eine wahre Geschichte aus der unmittelbaren Region handelt, die sich zu Beginn der 1990er Jahre schwerpunktmäßig im Oberwald rund um den Hoherodskopf abgespielt hat. Es handelt sich dabei um die Geschichte eines Frischlings, der nach dem Unfalltod seiner Mutter und Geschwister von der Familie eines försters aufgezogen wird. Fast unglaubliche Erlebnisse erfährt man, die Eberhard Röder als ehemaliger Leiter vom Forstamt Romrod vor einigen Jahren Margaret Perkuhn berichtete. Letztere hat sie aufgeschrieben und in dem oben genannten Buch zusammengefasst, dazu mit etwas „mystischem Beiwerk“ aus der Sagenwelt des Oberwaldes geschmückt.

An diesem Vormittag in der Grundschule in Romrod war man auf einmal mittendrin. Wie in einem Wald in der Nacht, in der komplett verdunkelten Aula. Stille, in die sich die sich Schüler und Lehrer einfühlsam durch „Schnabel halten“ einklinkten. Außer anfallenden Fragen und Antworten war kaum ein Mucks zu hören. Es herrschte Ruhe, in der man Dank des gekonnten Einsatzes von Hausmeister Peter Hoffmann wie aus dem Nichts ein morgendliche Vogelkonzert zu hören bekam, gleichzeitig verbunden mit einem wie mit einer aufgehenden Sonne, ein gelblich-orange sanft schimmernden Licht. Als Vorboten eines folgenden Schattenspiels erblickte man in ihren jeweiligen schwarzen Konturen von Zweigen, Eichhörnchen, Hasen und Schmetterling. In einigen kurzen Fragmenten wurde der Beginn der Geschichte erzählt. Und dann kam er wirklich, der Förster mit Jagdhund „Arno“, der sich zur Faszination der Kinder still und leise vor der Bühne ablegte. Auf dem Plesshorn wurde von Cristof Croonenbrock ein Signal geblasen, bevor er als Förster persönlich im Schattenspiel mit FSJ Kraft Isabell Rheintal das „Intro“ darstellte. Im Anschluss wurde die künstlerischen Seite Rechnung getragen: Großformatig gezeigt wurden aus „Wutzi im Pyjama“ die genialen Zeichnungen von Kirchenmalers Heini Heinbach aus Lautertal-Engelrod. Verstorben im Jahr 200. , hatte er das kleine Buch in unnachahmlicher und recht humorvollen Art und Weise.illustriert. Doch im Wald und Flur gibt es nicht nur „Wutzis“, davon vermochte das leise „Hu-Hu“ von Luise aus Helpershain zu überzeugen. Auf lautlosen Schwingen, wie es bei einem Uhu üblich ist, wurde sie auf dem Arm von ihrem Besitzer Karl-Otto Gerhardt in das Geschehen gebracht. Wenn man erlebt hat, wie sich kurze Zeit später brennend interessiert Schüler um Schüler einreihte, flüsternd oder ganz leise sprechend, um das weiche Federkleid dieser charismatischen und ausgeglichenen Uhudame zu streicheln … dann ist man sich sicher, dass an diesem Tag ein Stück des oft weitgehend verdrängtem Bezugs zur Natur zurück geben werden konnte. Zumal Förster Croonenbrock als Waldpädagoge vom Forstamt Romrod in den Klassen das Erlebte aus anderer Perspektive erweiterte.

Schulleiterin Bettina Sorg zog am Rande der Veranstaltung ihr persönliches Fazit: „Heute haben unsere Kinder wirkliche Achtung vor der Natur, den achtsamen Umgang mit ihr, erfahren können. Sie können ein Stük gelbte Menschlichkeit mit nach hause nehmen!“ Nicht nur das. Zum Abschluss gab es nämlich für jeden einen Estra „Wutzi-Keks“, mit dem sich Bäcker Röhrig aus Storndorf nicht lumpen lässt: Fast im Ofen sind schon die von ihm zu dieser Angelegenheit kreierten „Luisen-Plätzchen“. Die werden dann demnächst verteilt, wenn dieser Tag noch einmal in den Klassen Revue passiert!

 

Quellen: Margarete Perkuhn/ Oberhessische Zeitung: https://www.oberhessische-zeitung.de/lokales/vogelsbergkreis/romrod/inszenierung-von-wutzi-im-pyjama-in-der-mittelpunktschule-antrifttal-in-romrod_20129187